Demokratische Rechte

Tradition und Moderne

Gastbeitrag – Zum 150. Geburtstag Wilhelm II.

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Wilhelm II. Über kaum eine andere Persönlichkeit der jüngeren deutschen Geschichte wurde so kontrovers diskutiert, wie über ihn. Aber es ist eine Diskussion der Historiker. Weder politisch noch gesellschaftlich scheint der letzte deutsche Kaiser in Erinnerung geblieben zu sein; und wenn, dann als Militarist und Autokrat. Kaum wird darauf eingegangen, dass sogar eine ganze Epoche nach ihm benannt ist – nämlich die wilhelminische. Ohne die Erklärung seiner Zeit ist es beinahe unmöglich den Kaiser selbst zu beurteilen.

Niemand war seinerzeit so präsent und bekannt wie der Deutsche Kaiser.
Und keiner ging so in dieser Zeit auf, wie er. Das zur Reichsgründung noch landwirtschaftlich geprägte Deutschland entwickelte sich zum führenden Industriestaat. Es war eine Zeit tiefgreifender Veränderungen, technischer Wunder und Entdeckungen.
Innerhalb weniger Jahrzehnte entwickelte sich Deutschland als Vorreiter in Wissenschaft, Technik und Wirtschaft, das von dem fortschrittsgläubigen Kaiser häufig auch persönlich gefördert wurde. Viele bekannte Produkte, Unternehmen und Vereinigungen, die unseren Alltag heute prägen, gehen auf den innovativen Geist jener Zeit zurück.

Aber diese neuen Entwicklungen zogen auch Probleme mit sich. Die Lage der Arbeiter versuchte der fromme Kaiser durch neue soziale Vorsorgen zu verbessern. Er wollte ganz der „Volkskaiser“ sein. Den Hauptzweck, die Integration der Arbeiterklasse in die Gesellschaft, erreichte er nur teilweise; die SPD erhielt weiterhin Zulauf. Ein Affront für Wilhelm II. – äußerte sich diese Partei doch mehr oder weniger offen monarchiefeindlich.
Auch außenpolitisch geriet Deutschland aufgrund der Expansion, welche sowohl politisch wie auch wirtschaftlich stark anstieg, in Bedrängnis. Besonders Großbritannien sah ihre kolonialen Tätigkeiten wie auch ihre Stellung als Weltmacht in Gefahr.
Politisch stand der Kaiser stets zwischen den Fronten. Doch auch, wenn das Volk ihn gerne und oft kritisierte, war er doch das überall akzeptierte Staatsoberhaupt. Es gab kaum einen Haushalt ohne Wilhelm II.–Bilder, welche damals in Millionenauflage vertrieben wurden.
1913, bei seinem 25. Thronjubiläum, befand sich Wilhelm II. auf dem Höhepunkt seiner Popularität. Das Land gedieh, die Monarchie war gesichert.
Doch der 1. Weltkrieg brach jahrhundertealte Traditionen jäh entzwei und mit ihr nicht nur eine, sondern gleich alle Monarchien in Deutschland. Den Verlust der Krone konnte der Kaiser nie verwinden.

Da sich Wilhelm auch im Exil weiterhin als legitimes Staatsoberhaupt betrachtete, lehnte er jegliche anderen Herrscher ab. Seien es die Vertreter der Weimarer Republik oder die der Nationalsozialisten. Für ihn hatte lediglich die Monarchie Gültigkeit.
Anfängliche Hoffnungen, Hitler könne eine Wiedereinführung der Monarchie bewirken, erwiesen sich rasch als Irrtum. Das erkannte auch bald der Kaiser: „Die Deutschen werden die Fahne mit dem Hakenkreuz noch einmal verfluchen – und später verbrennen.“
Eine Beerdigung mit Hakenkreuzfahnen lehnte er konsequent ab. Ebenso lies er sich im holländischen Exil begraben. Erst wenn in Deutschland wieder die Monarchie eingeführt werden würde, dann solle er nach Deutschland überführt werden.

Geschrieben von Freiherr

Written by Preuße

18.02.09 um 12:17:42

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